
Konflikt-Offensive
Vor einigen Monaten saßen mein Kunde* und ich etwas konspirativ in einem Café, abseits von den anderen Tischen und weit genug weg von seiner Firma.
Er wollte nicht mit mir gesehen werden…
Der Blog für produktive Konflikte
„Das ist doch total albern! Was soll denn das bringen? Ich spreche doch nicht über irgendwelche lächerlichen “Elefanten” im Raum.”
Der CEO eines Beratungshauses war ziemlich sauer und wollte den Raum verlassen. Die andere Streitpartei, der CFO, tat es ihm gleich und schritt zur Tür.
Beide waren an meinem “reinen Tisch” und machten aus ihrer Ablehnung meines Vorschlags, über “Elefanten im Raum” zu sprechen, keinen Hehl.*
Ich konnte sie davon abhalten, aus dem Raum zu stürmen und sie schließlich dazu bringen, sich auf ein Experiment einzulassen. Wir würden uns den “Elefanten im Raum” vorsichtig nähern.
Es war eine spezielle Situation: Wir hatten schon eine erste Idee für eine Einigung auf dem Tisch, allerdings lauerte unter der konstruktiven Oberfläche etwas. Die Verständigung auf dem Papier passte nicht zu den passiv-agressiven Signalen im Raum.
Worum ging es? Die beiden hatten die Firma vor vielen Jahren gemeinsam gegründet und zu einem erfolgreichen Unternehmen in Deutschland gemacht. Nun standen grundsätzliche Entscheidungen zur Weiterentwicklung des Unternehmens an.
Im Kern ging es um die Frage, mit welcher Geschwindigkeit das passieren sollte. Der CEO war für schnelles Wachstum, der CFO wollte es gemächlicher.
Das Hauptargument des CFOs: zu viel Risiko. Der CEO hingegen wollte hohes Tempo, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
In unserer Dekonstruktion der “Elefanten” kam heraus: Die beiden waren einmal sehr gut befreundet. Über die Jahre war die Freundschaft in den Hintergrund gerückt, weil das Geschäft ihr Leben dominierte. Beide vermissten schon länger ihre alte Freundschaft, sprachen aber nicht darüber. Der CFO sah die Freundschaft nun endgültig passé, sollte sich ihre Firma in hoher Geschwindigkeit weiterentwickeln. Der CEO hatte diese Befürchtung nicht, konnte die Widerstände des CFOs aber plötzlich viel besser nachvollziehen.
Aus dem Streit über den zukünftigen Kurs ihrer Firma wurde nun ein tiefgründiges Gespräch über ihre Freundschaft mit einem Kompromiss, der sich schließlich für alle authentisch anfühlte.
Hier meine Top 3 Erkenntnisse aus meiner Arbeit mit „Elefanten im Raum“:
💡 Wenn sich sehr schnell geeinigt wird, lohnt sich die Frage nach den “Elefanten im Raum”. Erntet man verwunderte, aber entspannte Blicke, verstecken sich diese mächtigen Tiere höchstwahrscheinlich nirgendwo. Stößt man auf Widerstand oder peinlich berührte Gesichter, sind die “Elefanten” mit großer Sicherheit noch im Raum.
💡 Werden “Elefanten” entlarvt, ist das ein ungeheuer befreiender Moment für die #Konfliktparteien, und es fällt in der Regel nicht schwer, eine nachhaltige Lösung für den Streit zu finden.
💡 „Elefanten” zu dekonstruieren, braucht viel #Fingerspitzengefühl. Es gelingt, wenn man behutsam vorgeht, aber konsequent dranbleibt. Hier ist vor allem auch Geduld gefragt. Will man die “Elefanten” zu schnell entmachten, werden sie größer.
Wie ist eure Erfahrung mit “Elefanten im Raum”?
*Ich habe die Erlaubnis, diesen Case zu teilen.
Vor einigen Monaten saßen mein Kunde* und ich etwas konspirativ in einem Café, abseits von den anderen Tischen und weit genug weg von seiner Firma.
Er wollte nicht mit mir gesehen werden…
“Mexiko, Deutschland und China in einem Team? Geht nicht!”
So die Topmanagerin eines großen internationalen Beratungsunternehmens zu mir.
Sie erzählte mir von ihrer Skepsis…
Mit Spanien zusammenzuarbeiten, ist die Hölle. Ich komme mit denen nicht klar!”
So der Niederlassungsleiter eines internationalen Mittelständlers über seine Kolleg:innen in Madrid zu mir.
Wir sprachen am Rande einer Konferenz miteinander ….