
Konflikt-Offensive
Vor einigen Monaten saßen mein Kunde* und ich etwas konspirativ in einem Café, abseits von den anderen Tischen und weit genug weg von seiner Firma.
Er wollte nicht mit mir gesehen werden…
Der Blog für produktive Konflikte
“Lass doch mal die Emotion raus!” Ein Satz, der oft fällt, wenn es Auseinandersetzungen im Team gibt und sich die Führungskraft einschaltet.
Ich habe ihn auch gebraucht, weil ich wollte, dass sich alle beruhigen und wir endlich über die Sache reden.
Jahre später weiß ich: Das ist ein Irrtum! Erst, wenn wir die Emotionen reinlassen, können wir sie auch wieder rauslassen!
Wie wichtig das ist, wurde mir neulich wieder klar, als sich eine Konfliktpartei an meinem “reinen Tisch” dagegen wehrte, Emotionen zu thematisieren.
Was war passiert?
Der Marketingleiter eines Familienunternehmens aus der Automobilbranche und sein Kollege, der Leiter R&D des Unternehmens, hatten einen schon lange schwelenden Konflikt miteinander.*
In meinen Vorgesprächen mit den Parteien kam heraus, dass sich der Marketingleiter keineswegs vorstellen könnte, in der anstehenden Mediation an meinem “reinen Tisch” über Gefühle zu sprechen. Für ihn sei das ein “No-Go” im Job und “total unprofessionell.”
Ich konnte ihn schließlich überzeugen, sich trotz aller Vorbehalte einmal darauf einzulassen.
Und das Erstaunliche geschah: Der Marketingleiter war doch tatsächlich derjenige, der als erster über seine Gefühle sprach, und das mit einer Vehemenz, die ihn auch selbst überraschte. Damit war ein wichtiger Knoten gleich zu Beginn der Session gelockert, denn sein Gegenüber tat es ihm gleich, und so konnten wir sofort ans “Eingemachte” gehen.
Es zeigte sich, dass hinter den angesprochenen Gefühlen – eine ungeheure Wut beim Marketingleiter und ein ausgeprägter Ärger, durchmischt mit Trauer beim R&D-Leiter – ein ganzes Bündel von Bedürfnissen lag, das wir schnell entwirren konnten.
Hinter der Wut des Marketingleiters steckte der Wunsch nach Wertschätzung. Hinter dem trauerumflorten Ärger des R&D-Leiters die Sehnsucht nach Anerkennung.
Das vordergründige Streitthema, die Nutzung eines IT-Tools, erschien beiden nun fast banal.
Nach 2 Sessions und in Summe 6 Zeitstunden hatten wir die Ursache des Konflikts geklärt und ein neues Miteinander auf dem Tisch.
Im Follow up meinte der Marketingleiter: “Unglaublich, wie schnell wir an die Ursache unserer Probleme kamen. Das war nur möglich, weil wir über unsere Emotionen gesprochen haben.“
Hier die Top 4 meiner Erkenntnisse:
💡Bei den meisten Streitthemen geht es nur vordergründig um die Sache. Eigentlich sind verletzte Gefühle mit verdeckten Bedürfnissen das Problem.
💡Wer im Konflikt über die eigenen Emotionen spricht, schafft Vertrauen, sodass die andere Partei meistens gleichzieht.
💡Emotionen und Bedürfnisse im Arbeitsumfeld anzusprechen, ist für viele ein heikles Unterfangen. Mit ein wenig Übung und der richtigen Fragetechnik geht es aber gesichtswahrend einfach.
💡Wer die emotionale Ebene knackt, knackt den Konflikt.
Vor einigen Monaten saßen mein Kunde* und ich etwas konspirativ in einem Café, abseits von den anderen Tischen und weit genug weg von seiner Firma.
Er wollte nicht mit mir gesehen werden…
“Mexiko, Deutschland und China in einem Team? Geht nicht!”
So die Topmanagerin eines großen internationalen Beratungsunternehmens zu mir.
Sie erzählte mir von ihrer Skepsis…
Mit Spanien zusammenzuarbeiten, ist die Hölle. Ich komme mit denen nicht klar!”
So der Niederlassungsleiter eines internationalen Mittelständlers über seine Kolleg:innen in Madrid zu mir.
Wir sprachen am Rande einer Konferenz miteinander ….